Wir werden wieder geblitzt. Naja, nicht wirklich geblitzt. Diesmal sind wir nicht zu schnell gefahren und auch nicht die einzigen. Wir befinden uns nämlich auf der „Autostrada Pedemontana Lombarda“, eine der ersten Autobahn Europas, die das sogenannte „Free Flow-System“ zur Zahlung der Maut benutzt. Hier wird das Auto-Kennzeichen über Video aufgezeichnet. Zahlen muss man dann innerhalb der nächsten 15 Tagen auf einer Webseite per Kreditkarte oder bei ausgewählten Tankstellen. Wer das nicht macht, erhält nach einigen Wochen eine Mahnung per Post nach Hause(auch nach Deutschland!), wobei die Mahngebühren die Mautgebühren bei weitem überschreiten. Ansonsten ist das restliche Mautgebühren zahlen an den Autobahnen relativ unübersichtlich. Es gibt mehrere Spuren für verschiedene Zahlmöglichkeiten. Wer ein sogenanntes Telepass-Gerät besitzt, einen elektronischen Empfänger, der an der Windschutzscheibe befestigt wird, fährt einfach durch die entsprechende Spur. Der Empfänger registriert die Durchfahrt, abgerechnet wird dann automatisch über Kreditkarte (funktioniert auch auf der „FreeFlow-Autobahn“). Dann existiert noch die VIAcard, eine Art Prepaid-Karte mit einem fixen Betrag, von der die Gebühr abgezogen wird, sobald sie an der Maut-Station in den vorgesehenen Automaten gesteckt wird. Und natürlich gibt es auch Spuren für Barzahler, entweder am Automaten oder für die Bezahlung bei einem Mitarbeiter. Bezahlung über Kreditkarte ist benfalls möglich. Auf einigen Autobahnen sind auf einer Spur auch mehrere Zahlmethoden möglich. Die Gebühren sind unterschiedlich hoch und werden je nach Autobahnbetreiber anders berechnet. Entweder zieht man bei der Einfahrt auf die Autobahn ein Ticket und bezahlt die gefahrene Strecke bei der Ausfahrt oder man zahlt bei Einfahrt sofort einen Fixbetrag. Nervig, besonders fürs Portemonnaie.
Auf der A26 geht es nun durch die Lomellina-Ebene, die flacher als Schleswig-Holstein ist. Bis zum Horizont nur Reisfelder. Die Sonne brennt. Die dreispurige Autobahn ist so gut wie unbefahren. Wären da zwischendurch nicht immer wieder Bauernhöfe, könnte man meinen, sich im mittleren Westen der U.S.A., der Kornkammer der Vereinigten Staaten, zu befinden. Die Fahrt ist entspannt, trotz der Hitze. Da wirken die ganzen Schilder mit Schneeketten-Pflicht bis zum 15.04. irgendwie fehl am Platz. Kurz vor Genua, bei Ovada, nehmen wir die Ausfahrt, um uns einen kostenlosen Schlafplatz für die Nacht zu suchen. Die Umgebung ist zwar ländlich geprägt, aber einen geeigneten Platz zu finden, gestaltet sich schwierig. Gefühlte Stunden gurken wir über kurvige Landstraßen. Doch bei später Dämmerung endlich die Erlösung: Gegenüber von einem kleinen Weingut ein großer, leerer Wiesenparkplatz. Unser Platz für heute Nacht!
Am nächsten Tag fahren wir durch die ligurischen Alpen. Es folgt ein Tunnel nach dem anderen. An der Küste angekommen empfängt uns Genua mit einer Sicht auf den großen Hafen mit seinen Löschkränen und mit einer Ansammlung von gelben, roten und bräunlichen Plattenbauten, die sich an die üppig grünen Berghänge in den vielen kleinen Tälern schmieden. Was für ein Moloch! Da möchte ich nicht wohnen! Zwischen den Tunneln haben wir immer wieder kurze Blicke auf die Küste und die Plattenbauten-Vorstädte Genuas. Wahnsinn, wie lang sich das hinzieht! Immer ein Wechsel aus Tunnel und kurzer Blick auf Küste und grüne Berghänge mit erdfarbenen Plattenbauten. Irgendwann dann die Ausfahrt nach Deiva Marina. Wir haben nun schließlich diesen Ort gewählt, weil es dort mehr und günstigere Campingplätze als in Levanto gibt. Kein Wunder, denn Levanto ist der dichteste Ort an den berühmten „Cinque Terre“, den „5 Ländern bzw. Ortschaften“ Monterosso, Vernazza, Corniglio, Manarola und Riomaggiore, deren in bunten Farben getünchte Häuser malerisch an den umliegenden Felsen kleben. Die Cinque Terre verbindet ein beliebter Wanderweg, der „Sentiero Azzuro“, den man schon in Levanto beginnen und bis nach Portovenere in der Nähe von La Spezia verlängern kann. Und genau diese Strecke wollen wir nächste Woche wandern. Nun nisten wir uns aber erst einmal auf dem Campingplatz „La Sfinge“ in Deiva Marina für 21 € die Nacht ein. Von hier sind es nur 3 Stationen und 15 Minuten mit dem Zug nach Levanto. Mit dem Auto würde es eine gute Stunde dauern, da man durch die Berge auf und ab fahren müsste.
Die nächsten Tagen genießen wir es, endlich mal auf einem Campingplatz zu stehen und Dusche und fließend Wasser zu haben. Am vierten Tag starten wir den ersten Teil unserer Wanderung von Levanto nach Monterosso, dem ersten Cinque Terre Dorf. Um 10:30 Uhr fährt uns der Shuttle des Campingplatzes hinunter zum Bahnhof. Dort lösen wir am Ticket-Automaten die Zugfahrt von Deiva Marina nach Levanto mit Koljas Kreditkarte (2,20 € pro Ticket) und befinden uns nach etwa 15 Minuten Fahrt in Levanto. Bevor es für uns auf den Wanderweg geht, schlendern wir noch ein bisschen durch Levantos enge Gassen mit seinen vielen bunten Häusern, zwischen denen typisch italienisch die Wäsche auf Leinen hängt.
Die folgende Wanderung ist ziemlich anstrengend, über Monstersteine- und stufen geht es immer wieder bergauf. Der Himmel ist wolkenfrei, die Sonne brennt. Immer wieder hat man dabei schöne und tiefe Aussichten auf die bergige und zerklüftete Küste und aufs weite Meer.
Kurz bevor wir nach Monterosso hinabsteigen, eröffnet sich eine tolle Sicht auf alle Dörfer und die Küste der Cinque Terre. Herrlich! Der Abstieg fordert die Muskeln noch ein letztes Mal, dann können wir mit unseren schwitzigen Füssen endlich aus den Wanderschuhen schlüpfen und sie in den Sand am Strand von Monterosso graben. Ein Cappuccino am Strand zur Belohnung darf natürlich auch nicht fehlen!
Auf Monterossos Strandpromenade herrscht buntes Treiben und ein Durcheinander von Touristen. Wie es hier wohl im Sommer zugehen mag?! Zurück geht es wieder mit der Bahn und dem Shuttle-Bus zum Campingplatz. Den nächsten Tag legen wir eine Wanderpause ein, um in den folgenden zwei Tagen voll und ganz in die Cinque Terre einzutauchen. Wir nehmen den Zug um 9:55 Uhr, und der ist gut gefüllt. Und auch in Monterosso herrscht an der Promenade schon reges Treiben. Monterosso ist kein typisches Vorzeige-Cinque-Terre-Dorf. Die Häuser sind hier nicht so bunt und kleben auch nicht an Felsen sowie die anderen Dörfer, dafür kann Monterosso aber mit einem langen Strand bzw. mit mehreren Strandbuchten punkten. Wir schlendern kurz durchs Dorf und gehen dann auf dem „Sentiero Azzuro“ bergauf, bis wir das Kassenhäuschen erreichen. Hier muss der Eintritt für den Wanderweg gezahlt werden – 7,50 € pro Tag, denn die Region der Cinque Terre wurde 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Hinter uns und vor uns jede Menge Wanderer. Und auch entgegen kommen uns so einige. An engen Stellen muss man hin und wieder warten bis der ganze Trupp vorbei ist. Aber irgendwie trübt das die Wanderlaune überhaupt nicht, obwohl mich (Nina) Massen eigentlich total nerven. Aber wir haben immer wieder lustige Begegnungen mit Wanderern, die man nach einiger Zeit erneut trifft. Jeder macht ja individuelle Pausen und Fotostops, und so überholt man die gleichen Leute erneut oder wird von ihnen überholt. Es sind viele Deutsche, Franzosen, aber vor allem auch eindeutig sehr viele US-Amerikaner unterwegs. Alle sind gut gelaunt. Nach circa einer Stunde des Wanderns dann plötzlich eine Fata Morgana. An einer Einbuchtung steht ein alter Mann mit weißem Bart und Capy und presst frischen Orangensaft für die Vorbeikommenden. Natürlich gegen Bezahlung versteht sich. 2 € sind aber völlig OK und die Erfrischung herrlich.
Nach etwa zwei Stunden folgt der Abstieg nach Vernazza, dem 2. Cinque Terre Dorf. Von einigen Aussichtspunkten kann man das Dorf schon von oben bewundern, wie es da schmal und bunt in einer Bucht zwischen den Felsen klebt. Einfach malerisch. Je weiter es nun hinunter geht, desto näher rückt Vernazza ins Blickfeld und man kann nun auch Details erkennen. Es ist viel los auf der Piazza, die am Hafen liegt, und auch auf den vielen großen Felsen um den Hafen herum. Wir setzen uns auf einen der Steine und machen erst einmal Mittagspause und schauen dem Trubel auf der Piazza und am Hafen zu.
Weiter geht`s Richtung Corneglia, dem 3. Cinque Terre Dorf. Und natürlich geht`s erstmal wieder bergauf.
An einem steilen Abschnitt mit Monsterstufen treffen wir auf drei amerikanische Frauen. Die eine trägt Flip Flops und erzählt uns, dass sie sich die Wanderschuhe mit ihrer Tochter teilt, die schon vorgegangen ist. Irgendwann treffen sie sich wieder und tauschen die Schuhe. Na, dann mal noch gutes Gelingen!
Bald kommt auch schon Corniglia in Sicht. Corniglia hat keinen Hafen, da es hoch über dem Meer auf einem Felsvorsprung thront.
Unser Ziel für heute ist erreicht. Schnell finden wir unsere Unterkunft, die wir über Booking.com gebucht haben.
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Ein einfaches Zimmer im 1. Stock mit Meerblick und privatem Badezimmer im Erdgeschoß!
Im 2. Stock, auf dem Dach, steht für alle Gäste noch eine Terrasse mit Meerblick zu Verfügung. Königlich!
Am nächsten Morgen scheint die Sonne durch die gelben Gardinen und weckt uns. Wir wählen das „Caffee Matteo“ zum Frühstück.
Cappuccino, frisch gepresster O-Saft, Rührei und Bacon, Toast mit Nussaufstrich und Marmelade. Völlig ausreichend, der Preis spitze: 7,50 €. Gutgelaunter Kellner inklusive. Die Laune nehmen wir mit und machen uns auf den Weg. Heute soll`s nach Manarola und Riomaggiore gehen, den beiden letzten Cinque Terre Dörfern. Der „Sentiero Azzuro“ ist aber für diese beiden letzten Abschnitte schon seit 8 Jahren gesperrt, da ein Erdrutsch die Wege unpassierbar gemacht hat. Warum man es in den 8 Jahren allerdings noch nicht geschafft hat, die Wege wieder zu erneuern, weiß ich auch nicht. Italien halt. Grins. Es gibt aber einen alternativen Wanderweg, den „Höhenweg“, der anspruchsvoller ist, was aber die ganzen Touristenmassen nicht davon abhält ihn trotzdem zu gehen. Wir finden ihn nicht schwerer als den Weg von Levanto nach Monterosso. Klar, der Anstieg ist mal wieder anstrengend, aber dann geht es die meiste Zeit auf ebenem Pfad durch in Terrassen angelegte Olivenhaine, die sich über den ganzen Berg ziehen und zum UNSECO-Kulturerbe gehören.
Der Abstieg nach Manarola ist sehr schmal, steil und mit Monsterstufen ausgestattet. Ohne sich links und rechts festzuhalten, klappt das Hinuntersteigen nicht. Jedenfalls nicht mit meinen (Ninas) kurzen Beinen. Ha, ha.
Auf einem kleinen Panoramaweg, der um eine Landspitze herumführt, hat man einen 1A-Blick auf die bunten Häuser von Manarola, wie sie da links und rechts eng und ineinander verschachtelt am Hang kleben. Wunderschön!
Unser Lieblings-Cinque-Terre-Dorf! Wir entschließen uns, bei dem einzigen Restaurant auf dieser Landspitze eine Mittagspause einzulegen, da man von hier einen steten Blick auf diese Bilderbuchkulisse hat. Die Preise sind normal, die Menge und der Geschmack super!
Wer findet mich (Nina)?
Dann wird es aber auch Zeit, das nächste Dorf, Riomaggiore, in Angriff zu nehmen, denn es ist nun schon nach 16 Uhr. Doch für die Wanderung ist es jetzt schon zu spät und außerdem haben wir auch keine Lust mehr. Der Anblick der Menschen, die sich den steilen Berg hochquälen, raubt uns jetzt schon die Kraft. Die Zugfahrt hingegen dauert nur 2 Minuten.
Riomaggiore ist noch pittoresker als all die anderen Dörfer. Zumindest was den sehr schmalen Hafenbereich anbelangt.
Punkten kann Riomaggiore auch mit einem herrlichen Panoramaweg entlang der Küste. Wir müssen uns nun etwas sputen, denn unser Zug nach Deiva Marina fährt nur einmal die Stunde. Doch die Dörfer sind ja alle relativ klein, so dass man immer eine schmale Gasse findet, die irgendwo hindurch führt.
Pünktlich um 18:24 Uhr fährt der Zug mit uns ab. Um kurz nach 19 Uhr sind wir dann wieder in Deiva Marina, wo uns der Campingplatz-Shuttle abholt. Heute Nacht hat uns unser „Willi“ wieder.
Am nächsten Tag ruhen wir uns aus. Den Tag darauf nehmen wir uns die 5-6 Stunden-Wanderung von Riomaggiore nach Portovenere vor. Wir starten um 9:00 Uhr in Riomaggiore. Ziemlich am Anfang treffen wir einen englischen Rentner, da er am nächsten Samstag eine Rentnerwandergruppe auf diesem Weg als Wanderführer begleiten wird und sich den Wanderpfad schon einmal einprägen möchte. Ansonsten ist der Weg nicht so stark frequentiert wie der zwischen den Cinque Terre Dörfern und einfacher als gedacht. Anfangs geht es circa 2 Stunden human bergauf, dann nur noch eben und hinter Campiglia bergab. Bald schon hat man eine grandiose Sicht auf die steile Küste, die Landspitze, an der auch Portovenere liegt, und auf die Inseln dahinter.
Hier kommt uns der Engländer entgegen und erzählt uns, dass er sich verlaufen hat, da er einen anderen Abstieg für Portovenere nehmen wollte und den Abzweig dazu verpasst hat. Den Rentnern kann er den regulären, aber steilen Abstieg nämlich nicht zumuten. Nun ist es auch nicht mehr weit, bis wir um ca. 15 Uhr Portovenere erreichen. Wir steigen hinab und das Erste, was man von Portovenere zu Gesicht bekommt, ist die festungsartige Kirche St. Peter, die auf einer felsigen Halbinsel thront. Sehr malerisch und die Szenerie erinnert stark an Irland und Schottland.
Nun stiefeln wir hinunter zum Hafen, der mit einer bunten Häuseraneinanderreihung glänzt.
Schnell kaufen wir uns eine Fahrkarte für die Bootsfahrt zurück nach Levanto. Danach schauen wir uns im Schnellverfahren Portovenere an. Schade, denn wir hätten gern noch mehr Zeit gehabt.
Pünktlich um 17 Uhr startet das Boot. Und wer sitzt da neben uns? Der englische Rentner! Er erzählt uns, dass er heute 24 Kilometer gewandert ist! Und das in seinem Alter! Hut ab!
Der Seegang ist heftig, daher legen wir auch nicht wie geplant in den einzelnen Cinque Terre Dörfern Riomaggiore, Manarola, Corniglia und Vernazza an. Die Häfen sind zu klein und schmal, die Felsen zu zerklüftet. Aber es ist trotzdem herrlich, noch einmal an den ganzen Dörfern vorbeizuschippern, die wir in den letzten Tagen alle erwandert haben! Was für eine Strecke wir doch zurückgelegt haben. Wahnsinn! Das wird uns erst beim Anblick der ganzen Küste bewusst. Ich (Nina) bin auch ganz froh, dass wir die kleinen Dörfer nicht anlaufen, denn nach kurzer Zeit macht sich auch mein Magen bemerkbar. Der Seegang ist einfach zu stark. Bei Ankunft in Monterosso bin ich schon so geschwächt, dass wir überlegen dort auszusteigen, obwohl wir das Ticket noch einen Hafen weiter bis Levanto gebucht haben. Aber ich bin so platt, dass ich nur sitzenbleiben möchte… Weiter vorn hat sich eine Frau schon in ihren Sonnenhut übergeben. Oh neee! Der Stopp im Hafen von Monterosso hat meinen Magen wieder etwas beruhigt, so dass es mir auf der Fahrt nach Levanto wieder leicht besser geht. Bin ich wohl doch keine waschechte Hamburgerin, wa? In Levanto angekommen, genießen wir noch, bis der Zug in einer Stunde abfährt, die Abendstimmung am Strand und schauen den Surfern beim Wellenreiten zu. Um 20 Uhr sind wir schließlich wieder auf dem Campingplatz. Was für ein Tag!
Ein super Reiseführer für Italien ist übrigens dieser hier: Bella Italia.
Ganz Italien wird darin in 50 schöne Routen aufgeteilt.
Van-Life
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